Matthias Brunner. Magnificent Obsessions Saved My Life
Matthias Brunner ist durch und durch ein Cineast: er leitete über 35 Jahre die Zürcher Arthouse Kinos, kuratierte über 20 Jahre die Filmevents an der Art Basel und Art Basel Miami Beach und besuchte in den letzten 60 Jahren über 250 Filmfestivals. Dies ist jetzt seine Biografie. Nicht nur fokussiert das Buch fast schlaglichtartig Schlüsselszenen im Leben eines Menschen der Nachkriegsgeneration, aufgewachsen, wie so viele, in einer dysfunktionalen Familie, vor dem Hintergrund geteilter Erfahrungen der 68er-Generation mit ihrer sexuellen Befreiung sowie zwei hautnah erlebten Pandemien – Aids und Corona. Im Dialog mit Werken des großen Hollywood-Kinos, der Film-Avantgarde und zeitgenössischer Kunst bringen sie sich gegenseitig erst zum Sprechen. Kino und Kunst – und eben dieses Buch: Stets erzählt es über das, was war und was möglich gewesen wäre. Magnificent Obsessions tut dies in Text und Bild, angereichert mit Filmstills aus Brunners eindrücklicher Sammlung sowie Reproduktionen geliebter Kunstwerke.
>>> zum Buch Edition Patrick Frey
Hannah Modigh. Archive of longing
Hannah Modigh erreichte durch ihre einfühlsamen, poetischen Bildessays von Menschen am Rande der Gesellschaft internationale Aufmerksamkeit. Zwanzig Jahre lang hat die schwedische Fotografin auch in Heimstätten für obdachlose Frauen gearbeitet. Von 2018 bis 2022 entstand der neue Bildband „Archive of longing“ – Archiv der Sehnsucht. In vier Jahren entstand eine eindrucksvolle Serie von 55 Portraits. Sichtbare Spuren auf den Portraitierten weisen auf ein früheres Ereignis hin, lassen aber ein Geheimnis zurück. „Die Frauen, die ich fotografiert habe, haben kein Zuhause, aber ein Zuhause existiert nicht nur physisch, zuhause bedeutet auch, sich bei sich selbst zu Hause zu fühlen. Was diese Frauen verbindet, diese Sehnsucht nach einem Zuhause.“ (Modigh)
>>> zum Buch FOTOHOF edition
Apropos Visionär
Der Fotograf Horst H. Baumann
Reiss-Engelhorn-Museen, ZEPHYR – Raum für Fotografie, Museum Bassermannhaus und zu Gast im Museum Peter & Traudl Engelhornhaus, Mannheim C4,12
22.1.2023 – 25.6.2023
Horst H. Baumann, 1934 in Aachen geboren, zählte zu den Shooting-Stars seiner Generation – ein schon in jungen Jahren mehrfach ausgezeichneter, in den gedruckten Medien omnipräsenter, höchst erfolgreicher Fotograf, der wohl nur deshalb in Vergessenheit geraten ist, weil er sich in späteren Jahren nie um die Musealisierung seiner Arbeit gekümmert, sondern fast ausschließlich mit Laserkunst beschäftigt hat. Die frühe Schwarzweiß-Fotografie von Horst H. Baumann zeichnet ein hohes Maß an Empathie und sein ehrliches Interesse an sozialen Themen aus. Markant wird Baumanns Werk durch seine konsequente Suche nach einem eigenen Ausdruck in der Kamerakunst, nach einer Bildästhetik im Geist eines, wie man heute sagen würde, „subjektiven Dokumentarismus“. Noch aus dem vermeintlich banalsten Sujet wusste Baumann durch den gezielten Einsatz partieller Schärfe, durch kühne An- oder Ausschnitte, dynamische Perspektiven oder ein Spiel mit Vorder- und Hintergrund seine Art von Fotografie zu extrahieren. So überraschte und irritierte er immer wieder und wusste sich vom eher journalistischen Zugriff seiner Zeitgenossen abzusetzen. Hinzu kam sein frühes Interesse an der Farbe, die Baumann schnell als zusätzliche große künstlerische Herausforderung begriff, wofür er schon Mitte der 1960er Jahre internationale Anerkennung gewann. Ganz im Sinne von „New Color“ fotografierte Baumann nicht einfach farbig, er dachte die Farbe und nutzte sie als Stil- und Ausdrucksmittel. Am bekanntesten sind hier sicher seine Bilder aus der Formel 1 in den 1960er Jahren. Ganz neu zu entdecken sind seine freien Arbeiten, die seit den 1950er Jahren von Eleganz, Schönheit und Dynamik geprägt sind, die ihresgleichen suchen.
>>> zur Ausstellung ZEPHYR - Raum für Fotografie in den Reiss-Engelhorn-Museen